So funktioniert die natürliche Säuglingspflege
Eigentlich zeigen alle Babys ab Geburt, wenn sie mal müssen. Nur lernen sie mit der Zeit, wenn sie länger gewickelt werden, dass sie einfach ihre Windel verwenden sollen.
Es hat aber nicht immer Windeln gegeben. Und auch heute tragen die meisten Babys auf der Welt keine. Windelfrei, auch bekannt als natürliche Säuglingspflege, TopfFit oder Ausscheidungskommunikation, ist wohl die älteste und natürlichste Art, auf Babys’ Bedürfnisse, außerhalb ihres “Nestes” aufs Klo zu gehen, zu reagieren.
Windelfrei ist aber nicht nur etwas für Naturvölker. Die natürliche Säuglingspflege funktioniert im Dschungel der Großstadt genauso gut. Wenn wir die Kleinen über ein Baby-Töpfchen halten, können sie sich frei entleeren.
Viele Eltern, die Ihre Babys windelfrei “erziehen”, verwenden trotzdem Windeln – nur betrachten sie sie nicht als “Toilette to go”, sondern als eine Art saugfähige Unterwäsche, die zur Not Flüssigkeit auffängt und dann sofort gewechselt wird.
Was brauche ich für Windelfrei?
Vor allem Gelassenheit. Außerdem: eine Schüssel oder Baby-Töpfchen, bequeme Kleidung fürs Baby, ein paar wasserdichte Unterlagen für die Nacht oder fürs Auto. Trage dein Baby viel – Körpernähe fördert die Kommunikation.
Die richtige Schüssel
Jedes mal in ein Badezimmer laufen zu müssen macht keinen Spaß. Es gibt spezielle WIndelfrei-Töpfchen, darunter auch sogenannte China- oder Asia-Töpfchen. Die kann man zwischen den Knien einklemmen – das Baby wird drübergehalten. Es reicht aber auch eine ganz normale Schüssel. Sie soll nur einen abgerundeten Rand haben und stabil sein.
Die richtige Bekleidung
Das kennst du sicher vom Schifahren. Bis man die ganzen Schichten abgeschält hat, dauert es. Und Babys können noch nicht so lange warten.
Vereinfache Babys Bekleidung:
- T-Shirt statt Body, oder gleich ein Baby-Gown
- Strampler mit Druckknöpfen im Schritt
- Bundhose statt Strampler
- Splitpants (Hose mit offenem Schritt, die nicht ausgezogen werden muss)
Vereinfache dein Wicklesystem:
- altbewährte Mullwindeln (gefaltet in ein Rechteck), Prefolds oder (längere) Einlagen mit MokoMini befestigt
- oder in einer Unterhose, Schlüpf-Überhose oder Trainerhose (zum Beispiel, MokoMaxi von Mokosha oder Wollebi von Störchenkinder).
So kannst du stressfrei anfangen, mit deinem Baby aufs Klo zu gehen, immer, wenn es dies braucht. Je besser eure gegenseitige Kommunikation, umso seltener wird eine Windel gebraucht.
Wie funktioniert Windelfrei? Wie weiss ich, dass mein Baby muss?
Signale
Ist dir schon einmal passiert, dass dein Baby unruhig beim Stillen ist und hört auf, auch wenn es noch hungrig ist? Oder überhaupt ohne einen ersichtlichen Grund quengelt? Ist dein Baby schon einmal ganz plötzlich ruhig und konzentriert geworden? Das könnte an der vollen Blase liegen. Viele Babys mit voller Blase versuchen aus dem Arm zu „springen“. Andere versuchen sich aus dem Tragetuch zu befreien. Manche sind so gechillt, dass man gar nichts merkt. Die häufigsten Signale (Zeichen, dass das Baby muss) sind:
- dein Baby wird ohne ersichtlichem Grund unruhig, strampelt und quengelt, oder aber plötzlich ruhig und konzentriert.
- dein Baby zappelt beim Stillen oder dockt sich ständig ab und an
- Im Tragetuch fängt es an sich „frei zu kämpfen“
- In der Nacht wird es wach oder wechselt in den leichten Schlaf, den man an der erhöhten Körperaktivität und Atemfrequenz erkennt.
- Manche Babys können Schluckauf bekommen oder sogar schielen.
- Mobile Babys können sich in den Schritt greifen oder sich Richtung Töpfchen oder Badezimmer bewegen.
- Babys, die Ruhe bevorzugen, verstecken sich hinter Möbeln.
- Manchmal kann eine Spielunterrechung und ein Blick in die Ferne ein Signal sein.
Jedes Kind hat seine eigene Art sich mitzuteilen, die sich mit fortschreitendem Alter ändern kann. Wenn du keine klaren Signale erkennen kannst, versuche es mit Timing.
Timing
Biete deinem Baby eine Klopause immer nach dem Aufwachen, nach dem Stillen (oder während dessen), vor und nach der Autofahrt und nach längerer Zeit im Tragetuch.
Intuition
Funktioniert auch bei „Nicht-Naturvölkern“. Wenn dir eine innere Stimme sagt, dass dein Baby muss, raten wir dir, die Arbeit liegen zu lassen und zu gehen. Es kann ja auch passieren, dass du unwillkürlich ins Badezimmer gehen, um dort rauszufinden, dass es nicht du bist, die muss, sondern das Baby im Tragetuch!
Kommunikation
Babys sind sehr intelligent. Am Besten funktioniert eine einfache Kommunikation. Ein „Schlüssellaut“, wie z.B. „pspsps“ oder „schschsch“ oder einfach „lulu“, der bedeutet: „Jetzt kannst du!”, wirkt Wunder. Ein Handzeichen ist super, denn so können Babys aktiv kommunizieren, lange bevor sie sprechen können. Wenn du deinem Baby schon früh die Möglichkeit gibst, seinen Ausscheidungswunsch verständlich zu äußern, wird euer „windelfreies“ Leben einfacher. Du wirst sich freuen, wenn dein Baby aktiv und eindeutig kommuniziert und nach dem Ausscheiden glücklich und enspannt lächelt.
Was mache ich, wenn mein Baby muss?
Wenn das Baby muss, biete ihm eine Möglichkeit, sich ohne Windel zu entleeren. So kannst du das Baby “abhalten”:
- im Liegen auf dem Wickeltisch
- über einem Topf (oder Klo, oder Schüssel, oder Rasen)
- im Arm über einer Wickelunterlage
Egal wo, egal wie – Hauptsache der Baby-Po bleibt sauber.
Ab wann soll ich mit Windelfrei anfangen?
Jetzt. Windelfrei funktioniert sowohl mit kleinen als auch mit großen Babys.
Fange ruhig ab Geburt an. Das Wochenbett dauert sechs Wochen und ist dazu da, dass sich Mama und Baby kennen lernen und sich einspielen. Und die natürliche Babypflege fordert und fördert das.
Aber auch wenn dein Baby älter ist, ist es kein Problem. Traditionell wird während der ersten drei bis vier Monate begonnen, mit etwas Geduld geht das aber auch später. Und natürlich wirst du mit einem 1,5-Jährigen anders kommunizieren als mit einem Neugeborenen. Die Kommunikation kann übrigens das konventionelle Töpfchentraining unterstützen.
Wir wünschen viel Spaß!